Über wenig Dinge liest man so viel falsches wie über den PXE-Netzwerkboot und wie man den DHCP-Server korrekt konfigurieren muss, um einen Computer aus dem Netzwerk zu starten. Für die ungeduldigen hier zuerst die Konfiguration, die Erklärung folgt danach.
Richten Sie einen DHCP-Server ein. Installieren Sie den WDS-Server auf dem DHCP-Server und lassen Sie den WDS-Server die Konfigurationsarbeit auf dem DHCP-Server erledigen. Der WDS-Server wird dann auf dem DHCP-Server selbständig die Option 60 (PXE-Client) setzen. Wenn Sie den WDS-Server auf einem separaten Server installieren, müssen Sie _NICHTS_ weiter tun. Sie müssen auf dem DHCP-Server weder die Option 60 setzen, noch die Option 66 (TFPT-Server) und 67 (Bootfile). Wenn der WDS-Server und die zu installierenden Clients sich nicht im gleichen Netz befinden, muß der WDS-Server allerdings wie ein DHCP-Server im DHCP-Relay-Agent oder bei Cisco als IP-Helper konfiguiert sein. Der Client findet den WDS-Server dann von selbst und bootet aus dem Netzwerk. Tut er das nicht, liegt es nicht an den DHCP-Optionen!
Was genau passiert beim DHCP-Boot?
Wenn Sie einen Computer über das Netzwerk booten möchten, benötigen Sie einen DHCP-Server und einen TFPT-Server. TFPT ist das Trivial File Transfer Protocol, das im Gegensatz zu FTP Daten per UDP überträgt und ohne Authentifizierung funktioniert. Wenn ein Client einen PXE-Boot initialisiert, schickt er einen DHCP-Request ins Netzwerk, zusammen mit der Information, dass er per PXE booten möchten. Der DHCP-Request wird, wenn er einen DHCP-Server erreicht, mit einem DHCP-Offer beantwortet. Die Antwort beinhaltet die angebotene IP-Adresse, sowie weitere DHCP-Optionen. Prinzipiell kann der DHCP-Server über die Option 66 und 67 dem Client auch einen Bootserver sowie ein Bootfile mitschicken, und das wird auch funktionieren, ist aber nicht notwendig und verursacht zusätzlichen Konfigurationsaufwand. Denn der WDS-Server fungiert als DHCP-Proxy. Das bedeutet, dass er die Anfrage des PXE-Clients ebenfalls beanwortet, allerdings schickt er keine IP-Adresse zurück, sondern nur die Option 66 und 67 mit den Bootfiles, die er zur Verfügung stellt. Das Bootfile ermittelt er selbständig aus seiner Konfiguration. Wichtig ist nur, dass der DHCP-Request beim WDS-Server ankommt. Da der DHCP-Request als Broadcast vom Client verschickt wird, muß die Anfrage also, sofern der WDS-Server nicht im gleichen Netzwerk steht wie der Client, ein DHCP-Weiterleitungsdienst wie der IP-Helper auf dem Router das Datenpaket per Unicast an den WDS-Server weiterleiten. Der WDS wird also genauso auf dem IP-Helper eingetragen wie der DHCP-Server selbst.
Die Option 60, die der WDS-Server bei einer gleichzeitigen Installation im IP-Scope des DHCP-Servers setzt, hat eine andere Funktion. Der DHCP-Proxy funktioniert nämlich wie der DHCP-Server und nutzt auch den gleichen Port ( UDP 67). Wenn der WDS und der DHCP auf dem gleichen Server laufen, muß der WDS-Server einen anderen Port verwenden. Er verwendet dann UDP-Port 4011. Damit der Client auch auf Port 4011 hört und die Konfiguration des DHCP-Proxys akzeptiert, wird die Option 60 vom DHCP-Server gesetzt.
Sollte Ihr Client trotz allem nicht vom WDS-Server booten, kann diese eine andere Ursache haben. Lesen Sie dafür auch den Artikel "Der PXE-Client startet nicht von WDS-Server - No UEFI-compatible file system found"