Das Sperren von Benutzerkonten ist ein bewährtes Mittel, um Brute-Force-Attacken gegen Kennwörter im Unternehmen zu verhindern. Allerdings empfehlen sowohl Microsoft als auch das BSI inzwischen, Kontosperrungen nicht zu verwenden, da eine Malware oder ein Hacker durch das Sperren sämtlicher Benutzerkonten ein Netzwerk komplett lahm lagen kann - man spricht auch von einem denial of Service.
Die alternative Empfehlung lautet, lange Kennwörter in Form von Passphrases und am Besten Multifaktor-Authentifizierung einzusetzen. Grundsätzlich ist das ein vernünftiger Ansatz, aber leider scheitert er in vielen Netzwerken immer noch an der Praxis. Zum einen muß man den Benutzern erklären, dass Sie jetzt lange komplexe Kennwort-Sätze verwenden sollen, zum Anderen muß man mit dieser Variante auch für eine ordentliche Anmeldungs-Überwachung sorgen, da ein großangelegter Angriff auf die Benutzerkennwörter sonst gar nicht auffällt. Mit aktivierter Kennwortsperrung merkt man normalerweise sehr schnell, dass etwas nicht stimmt.
Mein pragmatischer alternativer Ansatz, um die Kontosperrungen weiterhin nutzen zu können, arbeitet mit automatisierten Prozessen und Powershell. Denn mit Powershell ist es sehr schnell und einfach möglich, Benutzerkonten zu entsperren. Verwenden Sie dafür die Cmdlets Search-ADAccount und Unlock-ADAccount. Search-ADAccount kann mit dem Parameter -Lockedout alle gesperrten Benutzerkonten in einem Rutsch auflisten, Unlock-ADAccount kann sie direkt entsperren. Mit Hilfe des Cmdlets Out-Gridview können Sie sich auch gleich noch eine grafische Benutzeroberfläche einrichten, um nur ausgewählte Benutzer zu entsperren.
Search-ADAccount -Lockedout | Out-Gridview -Passthru | Unlock-ADAccount
Damit wird das Entsperren nach einem Denial of Service zu einem Kinderspiel. Allerdings muß noch ein zweites Problem gelöst werden. Wenn Sie nämlich das Standard-Administratorkonto auf der Domäne deaktivieren, haben Sie eventuell gar keine Möglichkeit mehr, die Domäne zu entsperren, weil Ihr Administrator auch gesperrt ist. Deswegen legen Sie sich nun ein niedrig privilegiertes Konto an, dass neben dem Entsperren von Benutzern in der Domäne nichts kann, aber nicht gesperrt wird.